Ich heiße Michaela, bin 26 Jahre alt, habe das Down-Syndrom und kann eigentlich ganz gut damit leben. Früher war es so, dass Kinder mit Down-Syndrom nicht mit den anderen in einer Regelschule lernen durften. Gott sei Dank hat sich das geändert. Ich war auf einer Regelschule, sodass ich jetzt über viele Themen Bescheid weiß. Es war für mich nicht immer einfach, im Unterricht mitzuhalten. Dafür hatte ich eine Schulhelferin.

Mit dem Down-Syndrom geht vieles langsamer, auch beim Denken. Deshalb bekam ich keine Schulnoten, sondern ein Wortgutachten. Die Schule hat mir Spaß gemacht und ich bin froh, dass ich so viel gelernt habe. Auch wenn ich es mit meinen Mitschülern manchmal nicht leicht hatte.

In meiner Freizeit tanze ich gerne. In unserer Kirche mache ich bei der Vorbereitung von Familiengottesdiensten mit. Ich kann gut schwimmen und war mal bei der Wasserwacht, bin auch noch beim Bayerischen Roten Kreuz. Ich spiele Gitarre und schreibe gern Texte zur Musik. Im Sommer gehe ich schwimmen oder in den Bergen wandern oder verreise in andere Länder. Ich war sehr oft in Argentinien, weil meine Großeltern dort gelebt haben. Ich habe Freundinnen, die relativ in der Nähe wohnen, und andere, die ich nicht so oft sehen kann, zum Beispiel in Taizé in Frankreich. Es ist schön, wenn man Freunde hat. Ich bin glücklich mit meinem Leben. Deshalb will ich etwas dafür tun, dass es auch anderen Menschen gut geht. Nach der Schule habe ich nach einer passenden Arbeitsstelle gesucht. Das war nicht einfach. Seit März 2017 arbeite ich nun in einem Seniorenheim in Erlangen, vor allem in der Reinigung und in der Wäscherei. Ich hoffe sehr, dass ich dort bleiben kann. Ein Leben ohne Arbeit kann ich mir sowieso nicht vorstellen. Und meine erste große Liebe darf nicht fehlen: Ich habe einen sehr lieben und echt süßen Freund, Benny, mit dem ich immer zusammen sein möchte. Er wohnt in Erlangen, noch in seinem Elternhaus – so wie ich. Manchmal treffen wir uns nach der Arbeit, meistens auch am Wochenende. Auch mit der Liebe sind wir beide glücklich. Wir bereiten uns nun auf das selbstständige Wohnen vor.

Das Leben ist schön, auch mit Down-Syndrom. Ich bin total froh, auf der Welt zu sein. Und das gilt nicht nur für mich, sondern auch für andere Menschen mit Down-Syndrom. Warum dürfen die meisten von ihnen nicht zur Welt kommen? Wozu braucht es einen Test, der genutzt wird, um Menschen wie mich vor der Geburt auszusortieren?