Kiew. Über 600 schwangere „Leihmütter“ und Dutzende neugeborene Kinder, die von ausländischen Paaren bestellt wurden, können das Kriegsland nicht verlassen. Die Auftraggeber-Eltern wiederum scheuen wegen der Sicherheitslage das Abholen aus dem Kriegsgebiet. Die in Deutschland und den meisten Ländern verbotene Leihmutterschaft ist in der Ukraine ein blühender Geschäftszweig, der sich jetzt unter Kriegsbedingungen als Horrorszenario entpuppt. Die großen Leihmutter-Firmen wie etwa das Unternehmen Biotexcom bitten nun die ausländischen Behörden um Unterstützung. Leihmütter wurden gewarnt, dass sie das Land trotz Krieg nicht verlassen dürfen. Würden sie beispielsweise nach Deutschland flüchten, wäre es illegal, das Kind später noch wegzugeben, sie gelten hier dann als leibliche Mütter und würden vertragsbrüchig und bestraft in der Ukraine.

Ein Kind in der Ukraine in Auftrag zu geben kostet ein Paar 30.000 bis 70.000 Euro. Die Leihmutter bekommt davon selbst in der Regel 12.000 bis 15.000 Euro. Zum Vergleich: Das Durchschnittseinkommen in der Ukraine beträgt etwa 300 Euro im Monat. Leidtragende dieses modernen Kinderhandels sind gerade hunderte von Neugeborenen, die in Plastikschalen in Schutzbunkern von Mitarbeiterinnen der Kliniken betreut und nicht abgeholt werden. Bereits in den Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 war es zu ähnlichen Problemen gekommen, weil wegen der Reisebeschränkungen niemand die Kinder abholte.