Am Anfang einer jeden Beziehung ist es ganz natürlich und selbstverständlich, viel miteinander zu sprechen und dabei Selbstportraits abzugeben. So entsteht immer mehr Vertrautheit und je mehr diese zunimmt, umso mehr öffnen wir uns und wir beginnen unser Herz auszuschütten, uns aus der Seele zu sprechen. So entsteht Nähe und die Liebe vertieft sich. Oder aber wir erkennen früh, dass die Seele nicht schwingen kann und lassen einander wieder los. Bei Paaren, die sich entschieden haben, beieinander zu bleiben, bricht irgendwann der Alltag mit all seinen Erfordernissen ein und die wesentlichen Gespräche reduzieren sich oder werden schleichend durch Gespräche, die lediglich der Alltagsregelung dienen, ersetzt.
Wesen ist ein anderes Wort für Seele!
Wesentliche Zwiegespräche sind Seelenaustauschgespräche. Ich spreche aus mir heraus von mir und bleibe dabei mit meinem seelischen Schwerpunkt bei mir selbst. Mir aus der Seele sprechen, bedeutet von meinen Gedanken, Wünschen, Hoffnungen, Erwartungen, Freuden, Ängsten, und vielem anderen mehr zu sprechen, ohne Anspruch oder Appell an meinen Partner. Sprechen wir dies alles regelmäßig immer wieder aus, lernen wir uns vor allem selbst immer besser kennen, inklusive unseren Partner, da dieser ja das Entsprechende tut. Das ist der Schlüssel für eine dauerhaft glückliche Beziehung, den ich selbst in die Hand nehmen kann – das allerdings gilt es zu tun!!! Dauerhaft glückliche Paare berichten, dass sie das tun! Zu glauben, dass wir uns selbst, geschweige denn unseren Partner irgendwann kennen, ist ein weitverbreiteter allgegenwärtiger Irrtum. Die Welt um uns herum lässt uns nicht unbewegt und unverändert. Keiner von uns ist der/die Gleiche wie vor fünf, zehn oder gar vierzig Jahren. Wenn ich etwas, das mich ausmacht, verständlich für einen anderen zum Ausdruck bringen will, wird mir selbst deutlich, dass das gar nicht so einfach ist. Es ist etwas vollkommen anderes, etwas nur zu denken oder es zu formulieren. Das Geschenk an mich selbst ist, dass ich mir über mich klarer und mir „selbst-verständlich“ werde. Ebenso mein/e Partner/in und er oder sie wird sich entwickeln und verändern. Das ist Beziehung statt Erziehung; denn Erziehung hat in einer Paarbeziehung auf Augenhöhe nichts verloren, was aber leider häufig trotzdem zu beobachten ist. Eine Beziehung, in welcher nicht mehr wesentlich gesprochen wird, versandet. Sehr häufig sehe ich in meiner Praxis Paare, die sich nach vielen Jahren Paarbeziehung oder Ehe einander vollkommen verloren haben, leer und wohngemeinschaftsartig nebeneinanderher leben oder sich gar in mehr oder weniger falschen Zuschreibungen wechselseitig Vorwürfe machen.
Wie ist es nur so weit gekommen?
Vor lauter Alltagserfordernissen des Arbeits- und Familienlebens habe ich mich selbst hintangestellt und die Sorge um mich an den Partner delegiert und in der Illusion gewogen, dass das ja so normal sei und somit in Ordnung. Dies kommt in Sätzen wie: „Naja, wie am Anfang ist es natürlich nicht mehr!“ zum Ausdruck. Doch es könnte mit den Jahren schöner, tiefer, vertrauter sein, weil wir einander durch wechselseitige Einfühlung immer tiefer lieben gelernt haben! Das ist möglich, indem ich die Verantwortung für mich und meine Liebe zu mir und Dir und Du sie für Dich und zu Dir und mir übernimmst!
Dafür gibt es Handwerkszeug: u.a. das wesentliche Zwiegespräch nach Michael Lucas Moeller ! Sie können dies und weitere Werkzeuge in einem Wochenendseminar erlernen und dann als Ihre eigenen Paartherapeuten selbständig anwenden! Kommunikation enthält einige Klippen, wie viele von uns leidvoll erfahren haben, aber wir können üben und lernen. Perfekt werden wir dabei nie werden – genügend gut reicht!
Das höchste Gebot, das Gott uns gegeben hat, ist uns so zu lieben wie unseren Nächsten, einander so zu lieben, wie er uns liebt. (Markus 12, 29-31) Gott zwingt uns nicht in seine Liebe. Er liebt uns, egal was wir tun. Suchen wir seine Nähe und Liebe, ist sie eine überlaufende Quelle. Die bedingungslose Liebe ist die göttliche Liebe. Wir Menschen haben immer Bedingungen. Mit zunehmende persönlicher Reife und Erfahrungen mit mir selbst als unperfekt, mögen sie kleiner geworden sein. So gilt es sich in die Liebe Gottes zu stellen, seine Seele zu öffnen und sich und den/die Geliebte/n ins Da-Sein zu lieben.
Cornelia Puhlmann, geboren 1956, ist Psychologische Psychotherapeutin, verwitwet, in Paarbeziehung lebend, praktiziert und lebt in München. Sie bietet unter anderem Coachings und Paartherapien an.